Ratten verbringen einen Großteil ihres Tages in ihrem Käfig. Daher ist es nur logisch, dass wir als Halter in der Verantwortung sind diesen so rattengerecht wie möglich zu gestalten! 

 

Zunächst einmal haben wir da die Mindestmaße. Diese variieren von Land zu Land. Da wir in Deutschland leben stelle ich euch hier das deutsche Mindestmaß vor! Für die Schweiz gelten zum Beispiel andere Richtlinien.

 

Im Grunde wird für ein Rudel von 3-4 Ratten meist folgendes kommuniziert:

 

Die Grundfläche muss mindestens 0,5m² betragen und bei einer Höhe von 1m, es  muss zusätzliche Volletagen geben. Eine Seite muss mindestens 0,8m lang sein, die andere entsprechend um die Mindestmaße zu erfüllen. Die Fallhöhe sollte nie mehr als 30cm, bis maximal 40cm betragen. Selbst aus diesen für uns geringen Höhen können sich Ratten bei abstürzen schon schwer verletzen.

 

Für die Grundfläche bei diesen Vorgaben würden wir also Ausschau nach folgendem halten:

   1m * 0,5m oder

0,9m * 0,6m oder

0,8m * 0,8m.

 

Dabei soll der Käfig wie schon gesagt mindestens 1m hoch sein. Allerdings darf er dabei nicht komplett leer sein! Der rattengerechte Käfig hat hierbei mindestens zwei Volletagen und entsprechende Einrichtung, sodass die Höhe von 1m auch genutzt werden kann. Da Ratten keine Vögel sind würden sie leeren Luftraum ja auch nicht nutzen können.

 

Hört sich für den Einstieg erstmal kompliziert an?

Ist es aber nicht ;) 

Bei dieser Rechnung geht es vielmehr um die für die Ratten nutzbare Lauffläche. Wenn wir bei einer Höhe des Käfigs von einem Meter ausgehen, so wissen wir das alle 30cm eine Volletage eingezogen werden sollte. Auf 1m Käfig sind das insgesamt 3 Etagen. Also 3 mal 0,5m² sind 1,5m². Das ist das unterste Mindestmaß für drei Ratten. Je mehr Tiere euer Käfig beherbergen soll, desto mehr Lauffläche muss er also auch haben.

 

Hierbei wäre es mir persönlich egal ob euer Käfig nun einen Meter höhe hat oder nicht. Wenn ihr nur auf 70cm Höhe, auf zwei Etagen bei aber 2,2m² kommen würdet mit eurem Käfig: aufgrund der Lauffläche und Etagen würd ich trotzdem sagen habt ihr bei entsprechender Einrichtung ein tolles Domizil für eure Nasen ;) Ratten sind immer noch Bodenbewohner und keine Eichhörnchen.


Und keine Sorge, geeignete Rattenkäfige gibt es tatsächlich viele! Selbst im gefürchteten Handel!

 

Die beliebtesten Käfige die wir im Zoohandel oder dem Internet bestellen können sind folgende:

  1. Die Savics – diesen Käfig gibt es in zwei Ausführungen. Einmal in XL und einmal in der kleineren 95ger Double Variante. In ihnen lässt sich Problemlos ein Rudel halten.

  2. Der Nagerkäfig Maximus – mein persönlicher Favorit für ein kleines Rudel. Er entspricht in etwa dem kleineren Savic, ist aber aus purem Metall und etwas günstiger als sein so beliebter Vorgänger.

  3. Die Voliere Darwin – ebenfalls aus Metall und mit ausreichend Platz für ein Rudel kommt dieser Vogelkäfig daher. Sobald man erstmal die entsprechend benötigten Volletagen aus Holz oder Siebdruck zugeschnitten und eingehängt hat, ist dieser Käfig großartig geeignet.

 

Dies sind nur einige Beispiele, es gibt noch mehr Käfige die sich durchaus zur Rattenhaltung eignen, sofern man die oben genannten Mindestmaße nicht vergisst und die Käfige entsprechend einrichtet.

 

Nicht zu vergessen sind aber die Selbstbauten.

Viele Halter nehmen sich gerne einen alten Kleiderschrank, sehr beliebt wären da die Ikea Dombas oder PAX-Schränke, und bauen sie zu einem Rattenparadies um.

Der Kreativität sei hierbei keine Grenze gesetzt, solange man sich an die Mindestmaße hält und an genügend Belüftung denkt, kann man fast alles in ein schönes Rattenheim verwandeln. 

Dabei solltet ihr aber unbedingt darauf achten das von euch gewählte Material vor dem Urin eurer Nagetiere zu schützen: wenn dieser in Holz einzieht riecht es bald sehr unangenehm. Daher ist es sehr zu empfehlen den Käfig ordentlich zu versiegeln. Dafür nehmen wir zum Beispiel Spielzeuglack (der mit dem blauen Engel).

 

Wenn ihr euch unsicher seid, ob der Käfig den ihr im Auge habt geeignet für eure langschwänzigen Lieblinge ist, sprecht mich gerne vorher an: bevor ihr doppelt kaufen müsst.

 

 

Die Einrichtung

Was muss in das Rattenheim alles rein?

Zunächst sollten ausreichend Wasserflaschen zur Verfügung stehen. Näpfe gehen natürlich auch, werden aber schnell verunreinigt oder ausgekippt- persönlich bevorzuge ich daher Flaschen, auch wenn es standfeste Näpfe gibt.

Bei vier Ratten empfehlen sich zwei Trinkflaschen – wie viele im Endeffekt eingesetzt werden kann man ruhig aus dem Bauch heraus entscheiden. Zwei halte ich allerdings für das Minimum, so hat man immer eine zur Verfügung sollte die andere Beispielsweise verstopfen. 

Futternäpfe – ich selber habe nur einen in jedem Käfig. Egal wie viele Ratten und egal wie viele Etagen. Die Näpfe stehen auf einer Etage und sind groß genug, als das mehrere Ratten sich gleichzeitig um sie versammeln und gemeinsam fressen können. 

Häuser – Ratten brauchen und lieben Rückzugsmöglichkeiten. Eine Daumenregel von einem Haus pro Ratte wird immer mal wieder erwähnt, macht aber ab einer gewissen Rudelgröße einfach keinen Sinn mehr. Dennoch sollte man darauf achten ausreichend Versteckmöglichkeiten zu bieten. Ratten sind Fluchttiere und verstecken sich bei Gefahr, ein Leben ohne Versteckmöglichkeiten bedeutet dauerhaften Stress für die Nasen und ist absolut nicht artgerecht. Da Ratten außerdem gerne kuscheln sollten auch mehrere gleichzeitig in ein Haus passen.

Bei acht ausgewachsenen Weibchen habe ich zum Beispiel 4 Häuser, 1 Sputnik und 2 Hängematten zur Verfügung gestellt. Meine Nasen nutzen dieses Angebot ganz begeistert und haben trotzdem noch genügend Lauffläche in ihrem Käfig zur Verfügung. 

Kuschelsachen – sind Luxus. Eigentlich brauchen die Ratten diese nicht. Ich biete sie trotzdem gerne an, mit dem bittersüßen Hintergedanken: diese schönen Hängematten werden in zwei Monaten spätestens zernagt sein und müssen ersetzt werden. Ihr dürft den Ratten natürlich auch gerne diesen Luxus gönnen, lebenswichtig um ein glückliches Rattenleben zu führen sind sie allerdings nicht.

Spielzeug -  hier wird es interessant. Ratten langweilen sich schnell und wollen beschäftigt werden.

Super eignen sich hier Buddelboxen aus Kokoshumus oder Papierschnipseln worin sie nach Futter graben dürfen. Eine aufgehängte Korolle sorgt im Käfig immer für Spiel und Spaß, allerdings auch für größeren Aufwand beim wöchentlichen Käfigputz für uns.

Ich empfehle gerne Knabberäste und Kletterseile im Käfig anzubieten. Dies wird gerne angenommen und gut genutzt. Hier gilt aber besonders: Augen auf beim Kauf. Nicht alle im Fachhandel angebotenen Spielzeuge sind ungefährlich für eure Lieblinge. Es sollte nichts in den Käfig gehangen werden worin die Ratte ihren Kopf stecken und hängen bleiben kann. Dinge wie Nage- und Sitzhölzer und Seile zum daran zerren empfehlen sich schon eher.

Röhren - Ratten erkunden und wuseln gerne, ob auf dem Boden oder aufgehängt im Käfig: Tunnel und Röhren werden begeistert genutzt. Bitte hier nur unbedingt darauf achten das keine Ratte drin feststecken bleiben kann. Die Röhren müssen Minimum groß genug sein als das sie sich darin noch wenden und zurücklaufen können.

 

Was gehört nicht in den Rattenkäfig?

Ein Mineralienstein – die werden gerne im Zooladen empfohlen, sind für fast alle Nager aber ungeeignet und sind Gesundheitsgefährdend da sie Leber und Nierenschädigend sein können. Alles was eure Tiere brauchen ist ein ausgewogenes Hauptfutter!

Ein Laufrad -  Ratten tragen schwere Rückenschäden von diesen Teilen davon. Auch die sogenannten Laufteller sind tabu für Ratten. Die Verletzungsgefahr ist außerdem sehr hoch.

Sand – einige Zooläden empfehlen immer mal wieder ein Sandbad für Ratten. Dies ist falsch! Der Sand reizt Augen und Atemwege und kann zu Erkrankungen führen. Bitte nicht anbieten! Sand enthält nämlich oftmals sogenannte Bandsilicate, Attapulgit oder Sepiolith, welche sich klein genug Spalten um in die Lunge gelangen zu können. Einmal in der Lunge angelangt setzen sie sich fest und können nicht abgehustet werden. Dort können sie nicht nur Krebs erzeugen, sondern in extremen Fällen das Tier innerlich schwer verletzen und daran ersticken lassen. Ratten sind keine Chinchilla und brauchen daher auch keinen speziellen Badesand! Sie putzen sich hervorragend selbst.

Hamster Watte - auch wenn sie für Hamster toll sein mag, Ratten haben hier ein hohes Verletzungsrisiko. Die Watte kann ich um Gliedmaßen wickeln und diese abschnüren.
Klumpendes Katzenstreu - ist oftmals mit schädlichen Chemikalien versetzt und Ratten stecken sich ihre Hinterlassenschaften gerne mal in den Mund - was völlig normales Nagetierverhalten ist, aber hier höchst ungesund sein kann. Auch enthält solches Streu oftmals oben bereits aufgeführte Silicate.